Poetik-Salon mit Markus Ostermair
Literarische Spiegelungen der Gegenwart in zeitgenössischen Ästhetiken
- wichtig!
19.09.2024 , 19.00 Uhr
Eintritt frei
Veranstaltungsort: Forum Atelier
Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder aufleben, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht.
(Georg Büchner, Briefe an die Familie, 28.7.1835)
Im zweiten Poetik-Salon diskutieren Dagmar Leupold, Norbert Niemann und der Münchner Autor Markus Ostermair, wie zeitgenössische Literatur auf aktuelle historische, sozio-ökonomische und politische Realitäten reagiert. Oder, mit Büchner gesprochen, wie sie spiegelt und kenntlich macht, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht.
Literatur vermag durch Sprache und Form feinste Verschiebungen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Verwerfungen und deren Einflüsse auf die psychische und mentale Beschaffenheit der Figuren sichtbar zu machen. Literatur wird in diesem Kontext als Wahrnehmungskorrektiv zur Normativität des Faktischen (und Ideologischen) sowie als Plattform für die Selbstverständigung einer Gesellschaft verstanden. In der marktorientierten Gegenwart sind diese Aufgaben bedroht durch Ästhetiken, die sich auf die Reproduktion von Lebensstilen etablierter Milieus konzentrieren, als Ratgeber fungieren oder als Midcult-Produkte die Sedierung und Zerstreuung erschöpfter neoliberaler Konkurrenten versprechen. Die zweite Ausgabe des Poetik-Salon diskutiert, ob und wie literarische Ansätze in jüngeren Werken gelingen und welche Faktoren dies beeinflussen.
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Markus Ostermair, 1981 in Pfaffenhofen an der Ilm geboren, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und leistete Zivildienst bei der Bahnhofsmission München, bevor er während seines Studiums der Germanistik und Anglistik mit dem Schreiben begann. Sein Debütroman „Der Sandler“(Osburg Verlag, 2020) thematisiert das Thema Obdachlosigkeit. 2020 wurde Ostermair mit dem Tukan-Preis der Stadt München und 2021 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte “Literatur” ausgezeichnet. Seit Mai 2021 wird der Roman „Der Sandler“ als Sonderdruck von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit an Schulen verwendet.
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Dagmar Leupold, geboren 1955 in Niederlahnstein, Rheinland-Pfalz, studierte Germanistik, Philosophie und Klassische Philologie in Marburg, Tübingen und New York, lebt als Autorin und Übersetzerin in München. Ihr Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Für die Romane "Unter der Hand" (2013), "Die Witwen" (2016) und "Dagegen die Elefanten!" (2022) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2023 wurde sie mit dem Literaturpreis der Stadt München ausgezeichnet.
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Norbert Niemann ist 1961 in Landau an der Isar geboren und lebt heute in München. Für einen Auszug aus seinem Debütroman „Wie man’s nimmt“ erhielt er 1997 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Seither lebt er als freier Schriftsteller, daneben unterrichtet er Gitarre und arbeitet als Dozent für literarisches Schreiben, zuletzt an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, der Universität St. Gallen und als Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2014 erschien der Roman „Die Einzigen“, für den 2015 mit dem Carl-Amery-Preis und 2017 mit dem New-York-Stipendium des Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet wurde. 2017 erschien das Essaybuch „Erschütterungen. Literatur und Globalisierung unter dem Diktat von Markt und Macht“.
Informationen zur Anmeldung
ohne Anmeldung
Kooperationspartner
Die Veranstaltung wird gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und die GLS Treuhand Dachstiftung für individuelles Schenken.