„Glück ist Leid“ - Spurensuche auf dem Lebensweg der Künstlerin Sofie Benz
Ein Vortrag von Petra Brixel
12.12.2023 , 19.00 Uhr
Eintritt frei
„Glück ist Leid - und wenn wir schließlich erliegen, unser Leben war nicht umsonst,“ schreibt die Kunststudentin Sofie Benz 1907 an ihre Schwester. Die junge Frau, 1884 als Tochter eines Kunstprofessors geboren, war 1902 aus dem beschaulichen Städtchen Ellwangen nach München gekommen, um an den damals bekannten Lehr- und Versuch-Ateliers Debschitz zu studieren.
Sie übt sich vor allem im Aktzeichnen, besucht die Ausstellungen im Glaspalast, fährt begeistert mit dem Fahrrad durch den Englischen Garten und unternimmt mit ihrer Freundin eine Alpenwanderung. 1906 reist sie nach Ascona am Lago Maggiore, was als „Schwabing von Schwabing“ gilt. Hier trifft sie auf eine alternative Gesellschaft von Weltverbesserern. Sie sitzt mit Erich Mühsam, Johannes Nohl und weiteren Anarchisten zusammen. Auch der Kunststudent und spätere Schriftsteller Leonhard Frank ist dabei.
Sofie und Leonhard verlieben sich ineinander und beziehen - zurück in München - eine gemeinsame Wohnung. Bald gehören sie zum Kreis um den Psychoanalytiker und Freud-Anhänger Otto Gross, der im Café Stefanie Analysen betreibt, aber auch über neue Gesellschaftsformen referiert. Seinem suggestiven Wesen kann sich Sofie nicht entziehen; sie wird Otto Gross` Geliebte.
Durch die Korrespondenz Sofies mit ihrer Schwester konnte die Großnichte Sofies, die Stuttgarter Autorin Petra Brixel, den Lebensweg von Sofie Benz nachverfolgen. 75 Briefe Sofies und zahlreiche weitere Dokumente und Briefe von Zeitgenoss:innen – u.a. bisher unveröffentlichte Briefe von Otto Gross und Leonhard Frank – wurden die Grundlage für die Biografie von Sofie Benz, die 1911 durch Suizid in Anwesenheit von Otto Gross in Ascona starb.
Petra Brixel geht in ihrem Vortrag der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass sich eine junge Frau aus gutbürgerlichem Hause der Boheme zuwendet, doch schließlich an den Herausforderungen des „alternativen“ Lebens zerbricht. In ihrem Buch „Glück ist Leid“ (Verlag LiteraturWissenschaft.de, 529 Seiten, 32 Euro), das im September 2023 erschienen ist, begibt sich die Autorin auf Spurensuche und zeichnet den Lebensweg von Sofie Benz nach.
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