Kultur am Abgrund. Jüdisches Leben am Tegernsee 1900 - 1933
Eine Ausstellung der Monacensia im Jüdischen Museum, München
In den malerischen Dörfern rund um den Tegernsee existierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein kulturell vielfältiges und buntes Leben. Ob Jude oder Christ: Einheimische und Sommerfrischler genossen gleichermaßen die Schönheit der Landschaft.
Katia Mann, geborene Pringsheim, verbrachte mit ihren Eltern und Geschwistern zwischen 1885 und 1894 alljährlich die Sommermonate am Tegernsee. Im Sommer 1918 machte sie mit ihrer eigenen Familie Ferien in der Villa Defregger in Abwinkel am Ringsee, wo Thomas Mann an seiner Erzählung „Herr und Hund“ schrieb. Redakteure der Zeitschrift Simplicissimus trafen sich im Landhaus des bairischen Schriftstellers Ludwig Thoma, darunter der Karikaturist Thomas Theodor Heine. In den 1920er Jahren war der Bauernhof des Schriftstellers Max Mohr Mittelpunkt des literarischen Lebens. Häufig besuchten ihn Thomas Mann und D. H. Lawrence, sowie die junge Grete Weil. Die Tochter des Rechtsanwaltes Dr. Siegfried Dispeker wurde 1906 in Egern geboren und verbrachte im Landhaus ihrer Eltern ihre Kindheit und Jugend. Gerne besuchten Künstler aus München und Berlin die Ganghofer-Thoma-Bühne in Egern. Zu den Aufführungen kamen der Dramatiker Ödön von Horváth, sein Schriftstellerfreund Carl Zuckmayer, die Operettendiva Fritzi Massary, ihr Mann Max Pallenberg sowie ihre Tochter Liesl mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Bruno Frank.
Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und Dokumenten aus dem städtischen Literaturarchiv Monacensia, wie das kulturelle Leben im Tegernseer Tal aussah, was das Zusammenleben der Einheimischen mit den zeitweise dort lebenden Künstlern ausmachte und wie sich alles schlagartig änderte, als die Nationalsozialisten das Tegernseer Tal für ihre Ideologie missbrauchten.
Impressum
Idee und Konzept: Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia und Ausstellungskuratorin
Ausstellungsgestaltung: Katharina Kuhlmann, Durchschrift
Redaktion, Presse: Sylvia Schütz, Monacensia
Veranstalter: Jüdisches Museum München und Monacensia. Literaturarchiv der Stadt München
Unser besonderer Dank gilt
Nicolas Humbert, Bernhard Müller Wirthmann, Dr. Michael Heim/Zeitschrift Tegernseer Tal, Dr. Roland Götz/Heimatmuseum Tegernsee, Direktorium der LH München
Die Ausstellung wurde gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München